Entschuldigungen, die wir uns während einer schlechten Beziehung selber einreden – 1

Ausreden über Ausreden…

Die meisten von uns waren schon einmal in einer Beziehung, die für uns nicht gesund war. Das könnte zum Beispiel eine Beziehung innerhalb der Familie sein, bei der ein emotionaler Missbrauch stattgefunden hat, die Bindung an einen Freund, der uns schadet oder Energie entzieht (engl. toxic person) oder auch eine Beziehung zu einem Schnorrer, der uns finanziell ausnutzt.
Während dieser Zeit haben Sie vielleicht bemerkt, wie anstrengend es ist, das Aufrechterhalten der Beziehung mit einer solchen Person zu rechtfertigen.

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Warum bleiben Menschen in schwierigen Beziehungen stecken?

Ob Sie es glauben oder nicht, es gibt klare psychologische Faktoren, die es uns schwer machen, unglückliche Beziehungen hinter uns zu lassen. Ein wichtiger Fakt ist die Verlustangst. Selbst dann, wenn das Zusammensein mit einer Person deutlich schwierig und quälend ist, hält uns diese Angst davor ab, das Richtige zu tun.
Menschen neigen dazu, eine Trennung als Versagen anzusehen. Statt die Verbindung abzubrechen geschieht es oft, dass wir uns doppelt so sehr bemühen, sie “am Leben” zu erhalten. Viele Menschen wissen, dass sie in einer Beziehung stecken, die ihnen nicht gut tut oder gar seelische und körperliche Beschwerden verursacht. Verstärkend und kontraproduktiv kommt der Gedanke hinzu, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Und das kann einfach nicht sein….es muss doch funktionieren!

Wie wir das schlechte Benehmen anderer entschuldigen

Folglich müssen wir die Entscheidung rechtfertigen, in einer objektiv nicht tragbaren Verbindung zu bleiben. Von einer anderen Seite betrachtet kennen wir diese Ausreden von Bekannten und Freunden, die in einer ähnlichen Situation waren. Im Gegensatz zu unserer eigenen Situation erkennen wir bei anderen das offensichtliche Unglück, in dem sie stecken. Doch schauen wir uns die häufigsten Ausreden genauer an:

Die 13 häufigsten Ausreden, in einer belastenden Beziehung zu verharren

„Ich bleibe für die Kinder.“

Diese Ausrede steht manchmal auch stellvertretend für die Befürchtung, dass Sie nicht die finanziellen Mittel haben, um zu gehen. In Wirklichkeit wird eine Person, die eine Beziehung tatsächlich verlassen möchte, dies unabhängig von allen Widrigkeiten tun, die sich vor ihr aufstapeln. Kinder sind weit weniger zerbrechlich als Sie denken und leiden oft unter einer vergifteten Atmosphäre mehr, als wenn sie dann endlich emotional zur Ruhe zu kommen.

Und seien wir ehrlich: Die finanzielle Lage kann sich mit eigenen Bemühungen auch wieder erholen. Selbst wenn sich der gewohnte Lebensstil zunächst erst einmal ändert und Sie womöglich auf einigen Komfort verzichten müssen – Sie werden die Erfahrung machen, dass sich die Lebensqualität nach einer Trennung über das seelische Wohlbefinden und nicht über diverse käufliche Annehmlichkeiten definiert.

„Er/ Sie ist nur gestresst. So ist er eben.“

Diese Entschuldigung tritt am häufigsten dann auf, wenn ein Partner sich bereit so dermaßen daneben benommen hat, dass Freunde oder Familienmitglieder Ihnen gegenüber Sorgen über ihre Verbindung äußern. Schauen Sie in den Spiegel, auch wenn es zunächst schmerzt: Diese Rechtfertigung wird meistens von den Menschen benutzt, die sich Gedanken darüber machen, was andere Leute denken könnten, statt an das eigene Seelenheil zu denken. Das ist weder gesund, noch glaubt Ihnen jemand diese ständig wiederholte alte Leier.

Wenn Sie beginnen, das Benehmen Ihres Partners vor anderen zu rechtfertigen, ist es Zeit zu gehen. Und keine Angst: Sie werden von anderen Menschen am meisten dann respektiert, wenn Sie die Kraft finden, für sich selber zu stehen und sich weigern, Respektlosigkeiten zu tolerieren.

„Alles wird besser, wenn ich es ausstehe und mit ihm/ihr darüber spreche.“

Um ehrlich zu sein: Das könnte tatsächlich eine legitime Entschuldigung sein. Allerdings nur dann, wenn Sie bisher noch keinen Versuch unternommen haben,mit Ihrem Partner an den Missständen zu arbeiten.
Es braucht immer zwei Leute, um eine Beziehung lebendig und positiv zu gestalten. Wenn aber der andere offensichtlich keine Mühe dafür aufwendet, wird es nicht funktionieren. Das ist traurig, aber wahr.

„Probleme gibt es in jede Beziehung, das ist doch normal.“

Unter psychologischen Beratern – und vor allem auch denen, die sich mit Opfern häuslicher Gewalt beschäftigen – ist diese Art der Entschuldigung eine Taktik, die als „Normalisierung“ bekannt ist.

Machen Sie sich klar:

Nein! Es ist nicht normal, eine Beziehungen zu führen, bei der Sie die meiste Zeit verärgert, verletzt oder benutzt werden!

Für die Rationalen unter Ihnen: Eine gute Faustregel ist das Pareto-Prinzip. Wenn Sie 80 Prozent der Zeit mit der Beziehung zufrieden sind, dann ist es eine gute Beziehung. Wenn jedoch die schlechten Zeiten das Gute immer mehr überwiegen, sollten Sie ernsthaft überdenken, noch länger in der Beziehung zu verharren.

Bleiben Sie dann immer noch, gehen Sie ganz bewusst das Risiko ein, dass sich aus seelischen Belastungen körperliche Beschwerden entwickeln. Auch wenn es hart klingt:

Sie gehen an dieser Stelle in eine Opferrolle hinein, die Ihnen mehr schadet als es ein Trennungsschmerz anrichten könnte.

“Entweder dieses hier funktioniert oder ich werde für immer alleine sein.“

Wenn Sie nicht viele Gelegenheiten haben neue Menschen kennen zu lernen, bleiben Sie womöglich in einer unglücklichen Beziehung, nur damit jemand “da ist”.
Natürlich ist das verständlich. Allein zu sein ist das Eine. Wirklich einsam zu sein etwas ganz anderes.
Aber Vorsicht: Auch dieses Verhalten ist Ihrer Gesundheit nicht zuträglich.
Sprechen Sie einmal mit Menschen, die es bereits geschafft haben, aus einer unglücklichen Beziehung heraus zu gehen. Sie werden oft hören, dass diese Menschen glücklicher sind allein zu sein, als sich an die falsche Person zu binden.

Bleiben Sie dann immer noch, gehen Sie ganz bewusst das Risiko ein, dass sich aus seelischen Belastungen körperliche Beschwerden entwickeln. Auch wenn es hart klingt:

Sie gehen an dieser Stelle in eine Opferrolle hinein, die Ihnen mehr schadet als es ein Trennungsschmerz anrichten könnte.

„Ich will ihn/sie nicht verlassen, weil ich kein Mensch sein will, der andere im Stich lässt.“

Eine der beliebtesten Ausreden emotional starker, empathischer Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen.

Das Problem mit dieser Rechtfertigung ist, dass so rein gar nichts Gutes daran zu finden ist, wenn Sie sich selber in Brand setzen, nur weil jemand anderes gewärmt werden will.

Prüfen Sie ganz ehrlich, ob die Person, für die Sie bleiben, wirklich die ganze Mühe wert ist, die Sie investieren.

“Zumindest schlägt er mich nicht.“

Um nochmal auf erfahrene Sozialarbeiter und psychologische Berater zurückzukommen:
Sie sehen und hören es immer wieder, dass viele Opfer rechtfertigen, bei einem missbräuchlichen Partner zu bleiben, weil sie diese nicht schlagen oder betrügen. Emotionaler Missbrauch, psychischer Missbrauch und finanzieller Missbrauch sind immer noch gültige Formen des Missbrauchs. Und Missbrauch ist in keiner Weise zu entschuldigen!

„Wahrscheinlich ist es meine Schuld.“

Wenn Sie in einer besonders manipulativen Partnerschaft feststecken besteht eine gute Chance, dass Sie tatsächlich glauben, dass die Probleme in Ihrer Beziehung Ihre Schuld sind. Dies ist in der Regel die Wirkung von psychischer Gewalt (engl. Gaslighting) oder in Beziehungen mit Narzissten.
Wenn Sie jemand ständig nieder macht, klein redet oder auf Ihnen herum trampelt, ist das niemals Ihre Schuld!
Sehen Sie genau hin: Ihr Partner hat sich weder selber unter Kontrolle, noch beendet er die Beziehung – obwohl sie doch angeblich so fürchterlich schuldig sind. Erkennen Sie, dass Ihr Partner Energie aus der Erniedrigung seines Gegenübers zieht. Höchste Zeit zu gehen!

„Nein, ich bin sicher, er liebt mich. Es ist nur so …“

Wenn Sie das Verhalten Ihres Partners tatsächlich rechtfertigen müssen, dann haben Sie wahrscheinlich schon gemerkt, dass er oder sie Ihnen nicht sehr liebevoll gegenübersteht. Liebe ist etwas, was nicht am besten durch Worte ausgedrückt wird. Es wird durch Taten ausgedrückt!
Sie müssen den Mut finden, Ihre Augen öffnen und ehrlich mit sich selbst sein. Menschen, die einander lieben, behandeln einander nicht schlecht!

„Ich habe so viel Zeit in diese Beziehung investiert, ich kann jetzt nicht gehen!“

Sie werden staunen: Ökonomen und Psychologen haben einen gemeinsamen Namen für diese Entschuldigung:
“Der Irrtum der verbrannten (versunkenen) Kosten” zeigt:
Je mehr wir in eine schlechte Entscheidung investiert haben, desto mehr wollen wir weitermachen und auch weiter investieren – wohl wissend, dass dies eine denkbar schlechte Entscheidung ist.
Für einen Ökonom bedeutet das, dass jemand einen schlechten Gebrauchtwagen kauft und ihn trotz immer größerer Reparaturkosten nicht verschrottet.
In einer Beziehung würde das bedeuten, dass z.B. ein Mann seine Freundin dazu drängt zu heiraten, obwohl die beiden ernsthafte Beziehungsprobleme haben.